Lucerne Festival Orchestra
“Kann das sein? Da entlockt ein 28-Jähriger dem Lucerne Festival Orchestra kleine Wunder, die man von diesem Klangkörper lange nicht mehr gehört hatte. Es zeigt sich auch, wie beglückend dieses Orchester spielt, wenn es richtig angestupst wird. Und wenn dieser Tausendsassa Klaus Mäkelä das Orchester streichelt, ihm immer noch schönere, noch flirrendere Klänge entlockt, denkt man: Das wäre der Dirigent für die Zukunft gewesen! «Wäre», da Klaus Mäkelä 2027 gleichzeitig Chefdirigent des Chicago Symphonie Orchestra und des Concertgebouw Orchestra wird. Da ist eine zusätzliche Aufgabe in Luzern kaum mehr möglich.
Mit der «Hebriden»-Ouvertüre von Felix Mendelssohn zeigte er in bloss zehn Minuten die ganze Palette seines Könnens: Diesen Sinn für unendlich weite Klangbögen, eine bebende rhythmische Unerbittlichkeit und nicht zuletzt eine Gelassenheit, um nicht zu sagen Coolness vor der Hundertschaft vor ihm. Mäkelä brachte das Orchester zum Singen. Allein die zauberhaft gespielte Streichereinleitung mit dem Fagott-Einsatz aus dem Himmel möchte man in seinem Leben noch einmal so hören.
Und ja: Da war auch Edvard Griegs a-Moll-Konzert, mit dem famosen Leif Ove Andsnes. Genauso bewundernswert war der zauberhafte Klangteppich, den Mäkelä und das Orchester im zweiten Satz auslegten, ja, mit Andsnes Einsatz war diese süss zerbrechliche Klangwand dahin.
In Schumanns 2. Sinfonie war es dann fast zu viel Gestaltungslust. Aber die wundersame Zerbrechlichkeit und das meisterhaft feinsinnige Holzbläserzusammenspiel machten den Abend zum Ereignis. Man musste bei dieser Grossartigkeit daran denken, wie oft wir doch artig Mittelmässigkeit beklatschen.”
Luzerner Zeitung, Christian Berzins, 19 August 2024